Alles hat seine Zeit, nur ich hab keine: Wege in eine neue Zeitkultur

Morgens halb acht in Deutschland: Über den Fernsehschirm tickern die aktuellen Börsennotierungen, im Radio laufen die neusten Nachrichten, das Smartphone zeigt die Mails der Nacht, bei einem Espresso gelingt ein flüchtiger Blick in die Morgenzeitung.
Kommt Ihnen diese Situation bekannt vor? Dann gehören auch Sie zu den „Simultanten“, den „FetischistInnen der Gleichzeitigkeit“. In dieser Welt des Jetzt und Sofort erscheint alles möglich, doch tatsächlich bleibt so vieles auf der Strecke Zeit zum Nachdenken, Zeit für Freunde, Zeit für sich selbst. Wie sind wir in den Strudel der Zeitverdichtung geraten? Sind die neuen Medien, die diese Geschwindigkeit erst ermöglichen, wirklich ein Segen? Wie sind frühere Generationen mit dem Tempo der Welt umgegangen? Und gibt es Wege aus der Dringlichkeitsfalle? In seinem neuen Buch liefert Karlheinz A. Geißler Antworten auf diese und weitere Fragen unseres Umgangs mit Zeit.  Ein Buch zum Schmökern und Innehalten, prall gefüllt mit wertvollen Denkanstößen für ein Leben jenseits von Alltagshektik und Beschleunigung. (aus dem Klappentext)

Karlheinz A.Geißler gehört zu den ersten Autoren, die seit rund 20 Jahren in für den Laien leicht verständlicher Weise über eine gesunde Zeitkultur schreiben und sich damit wohlwollend von der „Ratschläger-Literatur“ zum Zeitmanagement abheben. Wer eines seiner fast jährlich neu erscheinenden Bücher kennt, kennt auch seine Grundgedanken, die in Variationen in jedem Buch neu auftauchen. Und dennoch macht es Freude, die gleichen Gedanken in immer neuer Form, in neuen Geschichten und Anekdoten vermittelt zu bekommen. So ist es auch in diesem Buch, das „Wege zu einer neuen Zeitkultur“ (Untertitel) aufzeigen will.

In der Einleitung stellt sich der Autor vor, als „alt gewordenes Kind der Generation- <Festnetz>“, ohne Navi und Foto-Handy, abgeschoben auf dem Abstellgleis. „Ich hab den Zug der Zeit verpasst.“(S.10)  Gerade aber dieses scheinbare „Defizit“ macht es Geißler möglich, Zeit aus Abstand zu betrachten. Bescheiden verzichtet er auch auf die abschließende Frage nach dem Wesen der Zeit und folgt dem Rat des Philosophen Ludwig Wittgenstein, der empfahl, unlösbare Fragen gar nicht erst lösen zu wollen, sondern von ihnen geheilt zu werden. Auch wenn wir nicht wissen, was Zeit ist, sprechen wir von etwas Konkretem. „Die Uhr misst nicht, wie hartnäckig behauptet. die <Zeit>, sie ermittelt und berechnet Wegstrecken, die von Zeigern zurückgelegt werden und die dann …ganze, halbe, viertel Stunden oer auch Minuten und Sekunden genannt werden.“(S.16) Grundlegend von der Uhrzeit unterscheidet sich unser Zeitempfinden und das ist der Bereich, der den Autor interessiert. Zeiten ändern sich und so entwirft Geißler ein „Zeitgebäude“, in dem er drei Zeitalter unterscheidet: Die vormodernen Zeiten (Alles hat seine Zeit!), die modernen Zeiten(Alle Macht der Uhr!) und die postmodernen Zeiten (Alles zu jeder Zeit!), die in sich als elastische, geschmeidige Perioden zu verstehen sind. Dabei geht es nicht um einen bloßen geschichtlichen Blick zurück, die Zeiten, die vergangen scheinen bilden vielmehr „den Sockel unseres heutigen Zeitlebens“.

Geißler belässt es natürlich nicht mit diesem Rück- und Ausblick, sondern schließt mit dem Kapitel „Wege aus der Zeitfalle“, in dem er unter anderem die „Entschleuniger“ zu einer größeren Aufmerksamkeit auffordert. So wie ein Radfahrer erst durch eine gewisse Geschwindigkeit Stabilität erreicht, braucht jeder Vorgang seine ihm angemessene Geschwindigkeit. Überall und generell zu entschleunigen wäre nicht angebracht, zu „enthetzen“ allerdings schon, d.h. je nach Situation auf überflüssiges Tempo zu verzichten.

Mit diesem Buch hat Karlheinz A. Geißler sehr grundlegend den Weg zur heutigen Zeitkultur beschrieben und die Alternativen aufgezeigt, die sich daraus für den Menschen heute und in Zukunft ergeben. Wer sich beschäftigt mit einer am Menschen orientierten Zeitkultur sollte dieses Buch gelesen haben.

 

 

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