Mobilität und Zeit

 

Die Beschleunigung der Mobilität führt an Grenzen, welche die Beschleunigung immer wieder ad absurdum führen.

  • Die Autos werden immer schneller, um immer länger im Stau zu stehen.
  • Zwar haben wir Hochgeschwindigkeitszüge, doch fahren diese nur selten schnell, weil sie auf verspätete Bummelzüge warten müssen.
  • Wir beherrschen zwar die hohen Geschwindigkeiten eines Zuges oder Flugzeuges, nicht aber zum Beispiel die nachhaltige Sicherheit der Zug-Radreifen oder die Eingriffe eines Vogelschwarms in ein Düsenflugzeug.
  • Eine immer weiter steigende Motorisierung sorgt absehbar zu einem immer schneller zu Ende gehenden Vorrat an fossilen Brennstoffen noch in dieser Generation.
  • Urlaubsreisen werden nur noch reduziert auf Abfahrt und Ankunft. Die Zeit dazwischen, die eigentliche Reise, wird mit hohem Energieeinsatz bis zur Unkenntlichkeit reduziert.

Bei der Diskussion um die Mobilität geht man in der Regel von dem nicht hinterfragten Paradigma aus: „Schneller ist besser!“ Eingesparte Zeit bringt eine Kostenersparnis, es wird Zeit mit Geld gleich gesetzt.
Mobilität benötigt aber Energie, beschleunigte Mobilität benötigt also mehr Energie. Heute wird Effizienz relativ blind gleichgesetzt mit Tempo, betriebswirtschaftlich übersehen werden dabei z.B. folgende Risiken und Nebenwirkungen:

  • Mit steigender Energie steigt auch die Verschmutzung, die wieder beseitigt werden muss.
  • Mit steigender Geschwindigkeit wächst der für die Mobilität beanspruchte und befahrene Raum, woraus ein erhöhter Umweltverbrauch resultiert.
  • Wird der Verkehr noch weiter beschleunigt, dann werden die sicheren Bereiche der nicht so Schnellen (Radfahrer, Fußgänger, Behinderte) immer enger.
  • Verkehrsprobleme versucht man immer noch zu lösen, indem man die Verkehrsflüsse effizienter macht (durch neue Straßen, Verkehrsleitsysteme usw.). Die damit eingesparte Zeit wird aber meist dazu genutzt, noch größere Strecken zurückzulegen und noch mehr mit dem Auto zu fahren.

Die Macht der Beschleunigung, der Geschwindigkeit hat Paul Virilio dazu inspiriert, hier von einer Dromokratie zu sprechen.
In der GESELLSCHAFT FÜR ZEITKULTUR wird das Paradigma „Schneller ist besser!“ immer wieder hinterfragt und es wird auf die Bereiche hingewiesen, in denen dieses Denken kontraproduktiv ist.

Es sollte wieder zu Ende gedacht werden:

  • Dann würde sich herausstellen, dass Beschleunigung äußerst kostspielig werden kann und nur nicht bemerkt wurde, dass die Gesamtgesellschaft bisher die zusätzlichen Kosten getragen hat.
  • Dann würde sich zeigen, dass das rechte Maß entscheidend ist, und langsamer durchaus auch schneller sein kann.
  • Dann würde sich zeigen, dass zeitliche Synchronisierungen und Termine umso problematischer sind, je höher die Geschwindigkeit ist.

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