Aus Futur wird Advent – Vom Umgang mit der Zeit in der Landwirtschaft –

„Aus Futur wird Advent“
– Vom Umgang mit Zeit in der Landwirtschaft –

am Donnerstag, den 12.11.2015 um 19:30 Uhr
im Haus des Gastes in Königsfeld.

 

Eigenzeiten in der Landwirtschaft

Die industriell orientierte Landwirtschaft ist heute genau den gleichen ökonomischen Zwängen unterworfen wie alle anderen Bereiche der Gesellschaft. In immer kürzerer Zeit muss immer mehr mit immer weniger Aufwand produziert werden. Heute zählt Quantität statt Qualität, beschleunigtes Wachstum statt organisches Wachstum, Maschinenarbeit statt Handarbeit. Schweine werden heute in 6 Monaten schlachtreif, während sie natürlicherweise 12 Monate benötigen. Käse wird mit Reifungs-Beschleunigern versetzt und ist so in wenigen Tagen “reif”.
Getreide wird kurzgespritzt, damit es maschinengerechter und somit in kürzerer Zeit geerntet werden kann.

Der Verbraucher, der nur auf den Preis achtet und keinen Unterschied mehr zu  industriell hergestellten Lebensmitteln erkennt, fördert diese verhängnisvolle Turbobeschleunigung in der Landwirtschaft. Zahlreiche Bio-Siegel verwirren den Verbraucher zusätzlich und sind oft reine Marketing-Maßnahmen.  Die Landwirte mit Bioland- oder demeter-Höfen unterscheiden sich dabei grundlegend. Diese Siegel sind bereits entstanden, als man gesellschaftlich von Bio gar nicht redete. Diese Landwirte stehen hinter der Grundphilosophie aus Überzeugung und werden entsprechend auch laufend begutachtet.

Der Referent, Hans-Hartwig Lützow, ist ein demeter-Landwirt, der sich über sein Alltagsgeschäft auf dem Hof noch grundsätzliche Gedanken macht über sein Tun.
Für ihn ist Zeit nicht Geld.  Zeit ist ein Geschenk, das wir erhalten und weiterreichen.
Als Landwirt macht man laufend Erfahrungen mit Eigenzeiten: Das Leben, das Wachsen, des Erkranken und Gesunden – alles hat seine Eigenzeit.
Mehr Zeit für Lebensmittel heißt auch: mehr Qualität der Lebensmittel! Damit ist der Umgang mit Zeit eines der zentralen Faktoren in der Landwirtschaft.

Der Untermühlbachhof
Der Untermühlbachhof in St. Georgen-Peterzell wurde von der Hofgemeinschaft Wälder GbR  1985 übernommen und nach Bioland-Richtlinien bewirtschaftet. 2001 übernahm die Gemeinschaft zusätzlich den Mathislehof in Hinterzarten. Mit beiden Höfen trat sie 2009 Demeter bei.17 behornte Vorderwälderkühe und ein Zuchtbulle sind das Herzstück des Hofes. Die nur aus Gras, Heu und etwas Getreide gewonnene Milch wird vollständig zu Vorderwälder Bergkäse, Schnittkäse, Frischkäse und Joghurt verarbeitet. Der Bergkäse reift bis zu einem Jahr im alten Gewölbekeller. Die Molke dient zwei Muttersauen und Mastschweinen als Futter, die in einem schönen Rundholzoffenstall viel Tageslicht sehen.

Neben moderner Technik wie Heuunterdachtrocknung und Solarenergie werden auch zwei Zugochsen für leichte landwirtschaftliche Arbeiten wie Striegeln und Hacken benutzt. Auf dem Feld werden Gemüse zum Eigenbedarf und die alten Getreidesorten Dinkel und Emmer angebaut, aus denen Brot und Nudeln hergestellt werden. Die hofeigenen Produkte werden auf umliegenden Wochenmärkten und im Hinterzartener Hofladen angeboten.

Typ: Vortrag
Datum: 12.11.2015
Uhrzeit: 19:30 - 21:00
Ort: Sebastian-Kneipp-Weg 1 (Haus des Gastes), 78126 Königsfeld
URL: http://waelder-gbr.de