Das Diktat der Uhr: Zeitformen, Zeitkonflikte, Zeitperspektiven

Barbara Adam beschäftigt sich mit der „komplizierten wechselseitigen Durchdringung multipler Zeiten“, mit privaten Zeiten, die gelegentlich zugunsten einer kollektiven Zeit aufgegeben werden, mit sozialen Zeiten, aber natürlich auch mit der Uhren-Zeit. Die in Alltag und Wissenschaft bisher dominierende Aussage über Zeit lautet: Zeit ist messbar. Barbara Adam zeigt jedoch, dass damit ein unzutreffendes, weil einengendes Bild vom Umgang der Menschen mit Zeit vorherrscht. Ihre umfangreichen empirischen Studien belegen: Die einzelnen gehen höchst erfinderisch und (teilweise) spielerischer mit dem Zeithaushalt um, als bisher angenommen wurde. In zahlreichen ausführlichen Gesprächen mit Personen aus allen Gesellschaftsschichten und Altersgruppen hat sich gezeigt, dass die disziplinierende Dimension von Zeit – Termindruck, Routinetätigkeiten, kalendarische Unterteilungen, Zeitmangel und Alterung – von den einzelnen durch Gegenstrategien kompensiert wird. Barbara Adam beschreibt, welche Mittel und Wege die einzelnen finden und erfinden, um Zeit für soziale Interaktionen, Zeit für den Körper (für Krankheit wie Heilung), die Umwelt, Zeit für das Lernen, aber auch für Muße und Luxus zu gewinnen. Damit besitzt, so die These der Autorin, der Umgang des Einzelnen mit der Zeit die typische Doppeldeutigkeit aller Dimensionen der Gesellschaft der Individuen: Jeder kann gegen den Zwang der Zeit auf eigene Weise vorgehen, er ist zugleich aber gezwungen, einen eigenen Zeithaushalt zu schaffen.

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